The Cabin in the Woods (2011)

Obwohl es gestern Abend aufgrund eines langwierigen Kampfes mit den nicht schlafen wollenden Kindern eigentlich schon viel zu spät war, habe ich dennoch an meinem Plan festgehalten und mir endlich „The Cabin in the Woods“ angesehen. Immerhin soll es sich hierbei um die neue Offenbarung im Horrorgenre handeln, die von niemand geringerem als Joss Whedon geschrieben und produziert wurde – meine Vorfreude war folglich enorm. Spoiler sind zu erwarten.

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Auch wenn es wirklich nicht einfach war, so gelang es mir doch größtenteils Spoiler zu vermeiden – leider nur größtenteils, denn ich hatte leider den Trailer gesehen und dieser liefert leider (wie eben so oft) viel zu viele Informationen. Danach hatte ich bis zur Sichtung gestern Abend lange Zeit mir meine eigene Geschichte zusammen zu reimen – und leider muss ich sagen, dass diese Kopfkino-Version gelungener war, als das was ich letztendlich zu sehen bekam. Sorry, Joss. Dabei fing alles so gut an und die erste Filmhälfte hält einige herrliche Szenen parat. Schon alleine der Epilog: Bradley Whitford („The West Wing“), Richard Jenkins („Six Feet Under“) und die bezaubernde Amy Acker („Angel“) liefern sich ein whedonesques Wortgefecht – was kann man mehr wollen?

Ich fand es herrlich, dass auch die typischen Opfer durchaus Charakter hatten und ihre stereotypen Eigenschaften erst durch die Puppenspieler verpasst bekommen haben. Besonders die Darstellung dieses ungewöhnlichen Bürojobs hat mir ausgezeichnet gefallen. Typische und nur allzu bekannte Bürothemen (z.B. Telefonat über Lautsprecher) wurden aufgegriffen und mit besonderem Twist erzählt. Herrlich! Zwar zeichnete sich schon in der ersten Filmhälfte ab, wohin sich die Geschichte bewegen sollte, doch insgesamt hatte ich zu diesem Zeitpunkt wirklich noch enorm viel Spaß mit dem Film.

Auch die zweite Filmhälfte war mit ihrer Monsteraction durchaus unterhaltsam, doch hätte ich mir hier weniger Splatter und mehr Inhalt gewünscht. Vielleicht war ich auch nur enttäuscht, dass Whedon nicht mein Kopfkino umgesetzt hatte. Auf jeden Fall fand ich den Grund für das ganze Spektakel extrem schwach. Opfergaben für irgendwelche alten Götter? Also doch nur ein weiteres Horrorklischee. Dabei hätte man so viel aus der Idee machen können. Ich hatte mir z.B. ausgemalt, dass die Puppenspieler für ein Filmstudio arbeiten, weil sich gezeigt hat, dass man mit echter Angst mehr Erfolg an der Kinokasse hat und jeder Horrorfilm seit Jahren auf diese Weise gedreht wird. Auch hatte ich erwartet, dass die Monster nur inszeniert sind und nicht eine echte Zombie-Redneck-Torture-Family usw. aus dem Hut gezaubert wird – insgesamt also mehr Spiel mit Fiktion, unserer Wahrnehmung des Genres und mehr Anspielungen auf die Filmbranche.

Insgesamt bin ich wohl tatsächlich etwas enttäuscht, wenngleich ich „The Cabin in the Woods“ auch nicht schlecht fand. Ein großer Spaß für Genrefreunde, denen ich jedoch zunächst „Tucker & Dale vs. Evil“ ans Herz legen würde. Nett, witzig und mit teils herrlichen whedonesquen Dialogen, doch weit davon entfernt der „Scream“ der 2010er Jahre zu sein: 7/10 Punkte.

28 Gedanken zu “The Cabin in the Woods (2011)

  1. Der Film denkt, er wäre ja ach so cool, was ihn mir ziemlich unsympathisch machte. Vor allem, da er in keiner einzigen Minute überrascht und alles schon Meilen gegen den Wind zu riechen ist. Whedon ist für mich einfach gnadenlos überschätzt – da führt kein Weg dran vorbei. Von mir gab es weniger als die Hälfte der Punkte.

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    • Das überrascht mich nun nicht wirklich. Ich mag Whedon und halte ihn für einen fantastischen Autoren, doch diesen Film finde ich auch überschätzt. Ich fand ihn unterhaltsam und man kann ihn sich gut anschauen, doch gegen Ende verpufft die tolle Grundidee leider etwas. Für mich eine nette Horrorkomödie mit Twist, aber keine Genreoffenbarung.

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  2. Von einer Genreoffenbarung würde ich hier auch nicht sprechen und finde auch, dass ‚Tucker&Dale‘ eine insgesamt gelungenere Horror-Satire abliefern. Aber ich schätze Joss Whedon sehr dafür, dass es ihm gelingt den Horror trotz der komödiantischen Elemente aufrecht zu erhalten. Ich habe herzhaft gelacht und mich ebenso richtig erschreckt. Deshalb hat mich ‚Cabin in the Woods‘ insgesamt sehr unterhalten und überzeugt. Ich habe aber auch den Trailer vorab nicht gekannt…

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    • Ohne das Vorwissen aus dem Trailer hätte ich vielleicht auch noch einen Punkt mehr gegeben. Vielleicht aber auch nicht. Die Balance zwischen Horror und Komödie funktioniert tatsächlich sehr gut, doch darin hat Whedon mit „Buffy“ und „Angel“ ja auch Jahre lang Erfahrung sammeln können. Ich fand den Film auch sehr unterhaltsam, doch werde ich das Gefühl nicht los, dass mit etwas mehr Arbeit am Drehbuch daraus etwas ganz Großes hätte werden können.

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  3. Jetzt bin ich wertungstechnisch doch etwas enttäuscht von dir. Ich fand den erfrischend, witzig und das Ende herrlich konsequent. Deppert, ja, aber konsequent deppert mit Splattersequenzen, die mir Spaß bereitet haben. Ich hatte allerdings auch den Vorteil, absolut nichtsahnend in den Film zu gehen. So ziemlich jeder enttäuschte Zuschauer aus meinem Bekanntenkreis hat den gesehen, nachdem er von Reviews angefixt wurde, die einen ganz tollen Twist ankündigten. Je höher die Erwartungen, desto tiefer die Fallhöhe. Oder in meinem Fall: Ignorance is bliss.

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    • Wie gesagt: Wenn ich erwartet hätte nur einen Cabin-Schocker zu sehen, dann wäre ich garantiert sehr positiv überrascht worden. Allerdings war der Meta-Ansatz von Whedon doch zu prominent in allen – auch sonst spoilerfreien – Berichten, als dass ich mir hier keine Erwartung hätte aufbauen können.

      Mit 7 Punkten finde ich ihn zudem alles andere als schlecht bewertet, doch eben leider nicht so gut, wie erhofft. Die Splatterszenen haben mich auch nicht gestört (für sowas bin ich, wenn es eher komisch gemeint ist, immer zu haben), doch fand ich den Plot rund um die alten Götter und das Opferritual doch reichlich dämlich. Da hätte gerne eine andere Erklärung für den Versuchsaufbau gesehen.

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  5. Mancher Sneakpodhörer würden sagen: Das ist bestimmt meine Schuld, dass der dir nicht so gut gefallen hat wie erhofft. Habe offensichtlich den Aktionsradius meines Begeisterungsdämpfers über die Sneakpodgrenzen ausgeweitet… 😉

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    • Jetzt, da du es erwähnst, macht das natürlich Sinn. Und ich habe mich schon gewundert, warum mir der Film nicht so gut gefallen hat, wie erwartet… 😉

      Ernsthaft habe ich mich tatsächlich an deine Einschätzung erinnert. Du warst aber noch enttäuschter, oder? Mag mich aber auch täuschen. Um mich zu beeinflussen bedarf es leider/glücklicherweise doch mehr. Glaube und behaupte ich zumindest.

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      • Ich fand ihn grauenhaft und nur an ganz wenigen Stellen lustig. Ansonsten ein Bündel verpasster Chancen und gerade im letzten Drittel vollkommen beliebig (wenn auch oh-so-postmodern) und ziemlich langweilig. Kam ja in der OV-Sneak schon im Frühjahr letzten Jahres, also Monate bevor der große Hype losging, aber ich habe mich damals schon gestählt für das, was an Begeisterungsstürmen unweigerlich kommen musste… 😉

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      • So harrsch sehe ich es – wie du weißt – nicht, doch tendenziell gehen unsere Kritikpunkte in eine Richtung. Immerhin spielt ja Josh Lyman Bradley Whitford mit und den fand ich zusammen mit Richard Jenkins wieder einmal große Klasse. Da ich schon dutzende Horrorfilme dieser Art gesehen habe, haben die Versatzstücke mit Twist für mich auch sehr gut funktioniert. Mehr wäre aber auf jeden Fall drin gewesen.

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      • Es gehört doch mehr zu einem guten Genrefilm, als wahllos in den Häcksler geworfene Genreanspielungen. Diese ganze „Ich erkenn was!“-Selbstzweck ergibt für mich überhaupt keinen Sinn. Ein Horrorfilm sollte doch mindestens mal einen Spannungsbogen und wirkungsvolle Schreck- oder Gruselelemente haben. Weder das eine noch das andere konnte ich hier entdecken.

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      • Ich habe den Film aber nicht als Horrorfilm wahrgenommen, sondern als Mischung aus abstruser Office-Comedy und Genreparodie. In den ersten beiden Akten habe ich mich – wohl auch genau die Zielgruppe – auch sehr wohl damit gefühlt. Ging mir da ähnlich wie bei „Tucker & Dale vs. Evil“, der ja leider auch etwas im letzten Drittel eingeknickt ist.

        Ich kann beide Lager verstehen, sehe mich aber letztendlich unter den Befürwortern, wenngleich ich den Hype auch maßlos übertrieben finde. Für Joss Whedon freut es mich natürlich dennoch. Freue mich schon auf sein „Much Ado About Nothing“. Der Trailer sieht toll aus!

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      • aber Genrefans wissen doch wie der Hase läuft und kennen u.a. Scream. Die fühlen sich doch eher veräppelt. Der gemeine Kinogänger könnte da noch eher Spaß dran haben, auch wenn er die Verweise nicht versteht.

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      • Nee, das sehe ich nicht so. Eben weil die Genrefans wissen, wie sie gewisse Situationen lesen müssen, werden sie an den Twists im Schema F ihre Freude haben. Denke auch, dass das Drehbuch mit dieser Zielgruppe im Hinterkopf geschrieben wurde. Muss den Film anscheinend mal vor genrefernem Publikum testen… 😉

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  6. Der Film war schon nicht schlecht, aber ich fand es auch ein bisschen schade, dass es zu schnell diesen ganzen Horror-Charakter verliert. Irgendwie wäre es mir fast lieber gewesen, man hätte die Wissenschaftler nicht sofort gezeigt.

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    • Das hatte ich mir auch schon überlegt, doch dann wäre die erste Hälfte nur halb so witzig gewesen. Ich fand es gut, dass man schnell weg vom Horrorcharakter gegangen ist und hätte mir sogar einen stärkeren Bruch mit dem Genre gewünscht. Letztendlich ist die Prämisse (alte böse Götter wollen besänftigt werden) dann ja doch wieder nur ein weiteres Horrorklischee.

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  7. Auch wenn ich das hier ein paar Tage „zu spät“ lese: Bin doch etwas verwundert über deine Bewertung. Der Film ist natürlich im Kern ein Horrorfilm, nimmt ein wenig dessen Mechanismen auseinander, nur um am Ende wieder in einem Klischee zu enden – fand ich durchaus ok: Im Grunde ist also jeder Horrorfilm nur ein Ritual um Götter zu besänftigen. Horrorfilme gegen den wahren Horror, warum nicht?

    Auf jeden Fall besser als „Tucker & Dale“, bzw. anders.

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    • Ich fand die Erklärung für die Vorfälle auch durchaus ok. Mehr aber auch nicht, was die Wertung letztendlich auf immer noch gute 7 Punkte runterzieht. Hier fand ich „Tucker & Dale vs. Evil“ doch noch einmal erfrischender und lustiger. Die erste Hälfte von „The Cabin in the Woods“ war dennoch ziemlich lustig und hätte man sich ein passenderes Ende überlegt, dann hätte das den Film noch einmal deutlich aufgewertet.

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