World War Z – Extended Action Cut (2013)

Inzwischen ist es wirklich schwierig geworden einen Film zu sehen, ohne bereits im Vorfeld eine gewisse Meinung zu ihm zu haben. Im aktuellen Fall von „World War Z“ wusste ich bereits im Vorfeld, dass mir der Film unmöglich gefallen kann: Das komplette Missachten der Buchvorlage, die fehlende Härte und rennende Zombies hatten die Entrüstung der Genrefans befeuert – und ich war mir sicher einen deutlichen Verriss schreiben zu müssen…

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Nachdem ich erstmals von der Ankündigung des Films gehört hatte, stellte ich es mir schwierig bis unmöglich vor aus Max Brooks‘ Vorlage mit dem seltsamen deutschen Titel „Wer länger lebt, ist später tot: Operation Zombie“ eine kohärente Filmhandlung zu adaptieren. Dann kam der Trailer und schnell war klar, dass der Film nicht mehr viel mit der fiktiven Interviewsammlung gemeinsam haben würde. Die CGI-lastigen Zombie-Wellen sahen zudem albern aus und Brad Pitt als Hauptdarsteller in einem Zombie-Film ließ auch nichts Gutes vermuten. Die größtenteils vernichtenden Kritiken taten ihr Übriges, um meine Erwartungen gegen Null tendieren zu lassen. Dennoch war ich neugierig und gespannt, was Marc Forster („James Bond 007: Ein Quantum Trost“) denn aus der Vorlage gebastelt hat.

Was soll ich sagen? Ich mochte den Film. Die erste halbe Stunde fand ich sogar ziemlich großartig, da sie mich emotional komplett involviert hatte und mich nicht von der Sofakante weichen ließ. Hier wurden Erinnerungen an den Anfang von „28 Days Later“ wach, nur eben im familiären Umfeld – und mit deutlich mehr Budget. Auch den weiteren Verlauf der Handlung fand ich interessant, hat man aus Brooks‘ Vorlage doch tatsächlich nur den Titel „World War Z“ als grundlegendes Element genommen und eben auch einen Kriegsfilm inszeniert: So gibt es etliche Schauplätze, viel Action und Militärgedöns zu sehen. Eben etwas anderes, als ein klassischer Zombiefilm vermuten lassen würde.

Was die häufig kritisierte fehlende Härte angeht, so kann ich dies nicht nachvollziehen. Natürlich fehlen Ausweideszenen, doch hätte dies meiner Meinung nach auch nicht zu diesen Zombies bzw. Infizierten gepasst. Mit Blut wird – zumindest im sogenannten Extended Action Cut – dennoch nicht gespart und mich hätte vor ein paar Jahren auch eine 18er Freigabe für diesen Film nicht gewundert.

Man muss sich einmal vor Augen halten, wie sich dieses Subgenre entwickelt hat: In den 90er Jahren war es noch nahezu unmöglich ungeschnitten an irgendeinen Zombiefilm heranzukommen. Die Toten wandelten höchstens in den Schmuddelecken der Videotheken. Dann kamen die ersten Mainstream-Filme, wie Zack Snyders „Dawn of the Dead“-Remake oder Danny Boyles „28 Days Later“ – ja selbst Romero meldete sich mit „Land of the Dead“ zurück. Und heute? Heute findet man die TV-Serie „The Walking Dead“ ungeschnitten im DVD-Regal, die grafisch härter ist als alles, was man in den 80er Jahren auf den Index gestellt hat. Und nun eben ein Big Budget-Zombiefilm mit Brad Pitt in der Hauptrolle. Für einen kleinen Teil von mir ist dies auch heute noch vor allem eines: unfassbar!

Wie man es auch dreht und wendet: Ich hatte großen Spaß mit „World War Z“. Der Film ist sicher nicht perfekt und ab dem Mittelteil oft auch unsauber in seiner Dramaturgie. Mit den Zombie-Wellen wird es teils auch übertrieben und das Quasi-Happy-End kommt auch zu plötzlich. Dennoch kann ich die große Schelte absolut nicht nachvollziehen und kann den Film tatsächlich selbst Genrefreunden empfehlen. Lasst euch nicht verrückt machen und schaut, wie weit es eure Zombies in Hollywood gebracht haben: 7/10 Punkte.

21 Gedanken zu “World War Z – Extended Action Cut (2013)

  1. Schön, eine Meinung, weitestgehend deckungsgleich mit meiner eigenen! Da kommen Erinnerungen hoch an die vielen Filme, bei denen wir uns mehr als einig waren und auch ich habe die allumfassende Schelte des Films nicht nachvollziehen können. Natürlich ist er nicht frei von Mängeln, aber doch weit besser als sein Ruf – zumindest im Extended Action Cut. Bei der Kinofassung wäre ich sogar geneigt, die Kritik eher nachvollziehen zu können, denn da kommt er schon weit harmloser daher und das würde dann wirklich nicht mehr zu einem Zombiefilm passen.

    ps: Und ja, was bei „The Walking Dead“ so alles gezeigt wird, versetzt mich immer noch in Erstaunen, wenn man da mal „ältere“ Werke in Relation setzt.

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    • Ich erinnere mich auch bei dir die wohlwollende Kritik gelesen zu haben, was mich auch dazu ermutigt hat, dem Film doch eine Chance zu geben. Glücklicherweise! Die Kinofassung kenne ich nicht, doch wenn man sich den Schnittbericht durchliest, dann sieht es so aus, als hättest du Recht: Im Extended Action Cut habe ich auf jeden Fall nichts vermisst.

      Somit erfreue ich mich an diesen Hollywood-Zombies, wenngleich mein Herz doch eher in Richtung „The Walking Dead“ schlägt, zumal dort ja auch eine viel intimere Geschichte erzählt wird. Dennoch können und sollten beide Ansätze nebeneinander existieren können.

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      • Stimmt, „The Walking Dead“ beweist da deutlich mehr Expertise, eine intime und hochdramatische Geschichte zu erzählen (die mich allerdings in den Comics noch deutlich mehr mitnimmt) und von daher ist die Bezeichnung Hollywood-Zombies wohl durchaus gerechtfertigt.

        Freut mich natürlich ungemein, dass meine Rezension dazu beigetragen haben mag, dass du dir „World War Z“ zu Gemüte führst, noch dazu, dass letzten Endes unsere Wertungen gänzlich übereinstimmen 🙂

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      • Auf unsere filmgeschmacklichen Übereinstimmungen kann ich mich ja meist verlassen – und da du oft ein wenig früher mit der Sichtung dran bist, verschafft mir das natürlich den Vorteil des Vorfilterns durch dich. Ein filmischer Vorkoster sozusagen… 😉

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  3. Grausiger Film, und das sag ich, ohne die Vorlage zu kennen. Fand den eh schon langatmig genug, da braucht’s nicht noch eine extended Schnittfassung. Zumindest herrlich fand, dass meine Kumpels und ich damals (SPOILER) gleich gesagt haben, der Arzt, mit dem Pitt am Anfang reist, stirbt bestimmt nach 5 Minuten. Und dann starb er tatsächlich nach 5 Minuten weil er auf einer Flugzeugladefläche ausrutschte (sic!) (/SPOILER). Zum Trashfest qualifiziert ihn das aber leider auch nicht. Von mir gab’s gutgemeinte halb so viele Punkte.

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    • Ich hätte gar nicht gedacht, dass du dir den Film überhaupt anschaust. Insofern wundert mich deine Bewertung nicht. Was den Extended Cut angeht, so fügt dieser lediglich Härte und Action hinzu, was dem Film wohl zugute gekommen ist. Längen bzw. neue Längen entstehen dadurch nicht.

      Das Ableben des Arztes hatte ich so übrigens nicht erwartet und auch die spontane Amputation fand ich überraschend. Wenn ich den Film in einer Richtung sehen würde, dann weniger Trash, als Hochglanz-Action. Und als solche hat er für mich ausgezeichnet funktioniert.

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  4. Interessant – ich habe so viele schlechte Bewertungen zu dem Film gesehen, da ist deine Rezension mal eine angenehme Abwechslung. Ich persönlich fand den Film nämlich gar nicht so schlecht, meines Erachtens hatte er teilweise sogar die eine oder andere spannende Stelle aufzuweisen. Und die Verwandlung der Zombies ist einfach der Hammer, wenn man die Walker aus „The Walking Dead“ mal zum Vergleich nimmt.

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    • Ich habe auch (fast) nur negative Besprechungen gelesen und hatte zuvor auch eine eher schlechte Meinung zu dem Film. Allerdings wurde ich wirklich positiv überrascht. Sicher kein neuer Genreklassiker, aber mehr als solide Zombie-Action mit teils tollen Bildern und mitreißenden Einzelszenen.

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      • Ja, kann ich dir nur zustimmen. Ich fand die Szene in diesem Forschungslabor, wo sie die Medikamente sammeln, beispielsweise unheimlich spannend!

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      • Das war schon wirklich gut gemacht. Interessanterweise stellte dieses Segment ja den Nachdreh dar und war ursprünglich gar nicht im Film. Hat für mich aber auch gut funktioniert.

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  6. „World War Z“ war für mich auch sehr schwer zu bewerten. Ich hatte im Vorfeld das Buch gelesen und war mir auch klar darüber, dass es sich in dieser Form nicht verfilmen lässt. Deswegen war dieser Punkt für mich auch nicht so sonderlich problematisch. Auch das der Film nicht hart genug ist halte ich für kein Argument gegen das Werk.
    Im Grunde liefert das Buch aber doch eine Grundgeschichte (die sich auch im Film wiederfindet) die sich durchaus von den restlichen Zombie-Filmen abhebt. Die Geschichte kommt global daher und ist nicht auf einen kleinen Ort begrenzt. Das fand ich durchaus gut.
    Allerdings hat der Film für mich doch zahlreiche Probleme. Angefangen von der Zentrierung auf Gerry Lane, ein ganz schlimmer Schnitt und auch ein reichlich offenes und lose wirkendes Ende.
    Bei mir ist der Film knapp unterdurchschnittlich weggekommen. Ich hätte gerne mehr gegeben, da ich das Buch und die Idee einer Verfilmung durchaus gut fand. Aber mehr war für mich leider nicht drin. 😉 Ein echten Verriss halte ich aber auch für übertrieben, dazu hat der Film dann doch zu viele Schauwerte.

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    • Ich fand es auch nett, dass der Film den globalen Effekt einer Zombie-Epidemie in den Mittelpunkt rückt. Mit ein paar mehr Charakteren über die Welt verstreut, hätte man aber durchaus noch einige nette Szenarien aus dem Buch einbauen können. Aber dennoch hat der Film für sich genommen funktioniert – zumindest für mich. High-Budget-Zombies sieht man eben auch nicht jeden Tag. Insofern geht er für mich schon schwer in Ordnung – zudem musste ich die ganzen Verrisse ein wenig relativieren… 😉

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  7. Deine Meinung zu „WWZ“ kann ich zu 100% unterschreiben, habe nichts erwartet und wurde schlussendlich gut unterhalten.
    Insofern stellt sich mir die Frage, wie weit man sich mittlerweile im Vorfeld von Kritiken/Rezensionen beeinflussen lässt, sei es unbewusst oder nicht.
    Vll. liegt es ja nur an meiner subjektiven Wahrnehmung, aber bei fast allen Filmen, die ich in letzter Zeit gesehen habe, war meine Bewertung gegensätzlich zu den vorher gelesenen/gesehenen Bewertungen.

    Aktuell freue ich mich auf „Transcendence“, hoffentlich macht der meiner Theorie einen Strich durch die Rechnung 😉

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    • Ja, das ist genau der Punkt: Wie sehr lassen wir uns eigentlich bewusst oder unbewusst von anderen Meinungen beeinflussen? Man kann ja ohnehin keine Filme mehr sehen, ohne etwas darüber zu wissen. Früher ging das noch (z.B. war ich vor „The Sixth Sense“ und „Fight Club“ völlig ohne Ahnung und wusste nur das ungefähre Genre); so etwas ist heute leider undenkbar.

      Viel Spaß mit „Transcendence“! Auch ich hoffe, dass er mir gefallen wird – und bisher weiß ich auch noch kaum etwas darüber…

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  8. Ich kannte das Buch vorher und war eher auch negativ eingestellt, Brad Pitt in einem „familientauglichen“ Zombiefilm, hörte sich sehr Hollywoodweichgespült an. Ich fand ihn aber recht ordentlich, auch der Härtegrad passte zur Story, es ist zwar kein Meisterwerk, aber recht ordentlich und ganz unterhaltsam. Allerdings auch kein Film, den ich jetzt immer wieder schauen würde, aber ich bin schon froh heute, wenn es heute ein Film schafft mich beim ersten Mal zu unterhalten.

    Transcendence hat schon fiese Kritiken bekommen, aber von Kritiken lasse ich mich eigentlich nie abschrecken einen Film zu sehen oder nicht. Nur geht man heute schon mit sehr klaren Erwartungshaltung in die Filme, weil man durch Kritiken und Trailer bei vielen Filmen so viel Infos bekommt, dass man sie quasi gefühlte schon gesehen hat.

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    • Ich glaube auch nicht, dass ich „World War Z“ sehr oft sehen werden. Das schaffe ich ja heute nicht einmal mehr mit meinen Lieblingsfilmen. Aber so ist das eben. Wie du sagst: Man muss schon beim ersten Mal mitnehmen, was eben geht.

      Ich habe über „Transcendence“ noch kaum etwas gelesen, auch keine Meinungen. Vielleicht schaffe ich es bei diesem Film tatsächlich einmal unvoreingenommen zu bleiben? 🙂

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