Tatort: Das Recht, sich zu sorgen (2016)

Über ein Jahr ist bereits seit dem letzten Franken-Tatort vergangen. Der Hype in der Metropolregion Nürnberg war groß und er ist es auch dieses Mal wieder. Somit habe ich mich aufgerafft, um mir selbst ein Bild vom zweiten Franken-Tatort zu machen. Wer weiß? Vielleicht haben es die Autoren ja bei „Das Recht, sich zu sorgen“ geschafft, den Fall für die ermittelnden Kommissare (und vor allem für uns Zuschauer) interessanter zu gestalten. Also, liebe Tatort-Fans, lest hier nun also die unqualifizierte Meinung eines vehementen Tatort-Verweigerers…

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Der zweite Fall des Nürnberger Ermittler-Teams beginnt mit einem atmosphärischen Intro und entführt uns im Anschluss sogleich ins fränkische Hinterland. Auch hier erwarten uns schöne Bilder und meine Hoffnung wächst. Es folgt ein subtil inszenierter Mordfall, der das menschliche Schicksal dahinter in den Vordergrund stellt. Ich erwarte ein komplexes Familiendrama und hoffe auf das Eintauchen in die eingeschworene Dorfgemeinschaft. Doch dann der Sprung zu einem völlig anderen Fall, der im Pathologischen Institut der Stadt Würzburg spielt. Auch ein interessanter Schauplatz. Doch was ist mit dem ersten Fall? Mal abwarten, die Autoren haben schließlich noch eine Stunde Zeit, um eine Verbindung herzustellen.

Leider gestaltet sich der Fall in der Pathologie als recht vorhersehbar und dröge erzählt. Was war noch einmal mit dem ersten Mord? Ach, hier stellt sich plötzlich der Täter ohne erkennbare Motivation. Wieso dann diese bedeutungsschwangere Inszenierung im Vorfeld? Dafür wird der zweite Fall ewig in die Breite getreten und er läuft – eine offensichtliche falsche Fährte einmal ausgenommen – auch genau so ab, wie man dies als einigermaßen geübter Zuschauer erwarten würde. Danach haben meine Frau und ich uns gefragt, warum wir uns gerade 90 Minuten um die Ohren geschlagen haben. Lokalpatriotismus hin oder her. Wie man einen Krimi tatsächlich mitreißend erzählt und inszeniert, haben wir uns ja erst am Freitag mit „Erbarmen“ angesehen. Wieso funktioniert das in Skandinavien und hierzulande wird der „Tatort“ schon als Offenbarung der TV-Unterhaltung gefeiert?

Nach all der Meckerei, gibt es auch Positives zu vermelden: Die Bilder sind teilweise nett anzusehen und die Schauspieler agieren harmonisch zusammen. Fränkisch dürfen jedoch nur die Nebenfiguren sprechen, was ich persönlich schade fand. Darüber hinaus wirkt der zweite Franken-Tatort leider so, als hätte man zwei halbgare Fälle, die für 90 Minuten zu kurz gewesen sind, einfach ohne irgendein Konzept im Hintergrund zusammengepackt. Ich werde einfach nicht warm mit diesem steifen und größtenteils drögen Format. Selbst mit Franken-Bonus konnte „Das Recht, sich zu sorgen“ bei mir nichts reißen: 4/10 Punkte.

32 Gedanken zu “Tatort: Das Recht, sich zu sorgen (2016)

  1. Ich mag Krimis ja eh nicht gern … Deine Beschreibung macht mir mal wieder deutlich, warum ich vom Tatort die Finger lasse. Aber der Tatort als Regionalkrimi, wie du andeutest, inklusive Dialekt? Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass das funktioniert. Dialekt spricht doch eh kaum noch jemand. Und jetzt stell dir mal nen Tatort aus dem Sauerland vor *schauder*

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    • Ist der „Tatort“ nicht immer ein Regionalkrimi? Das ist doch das Konzept mit den verschiedenen Teams, oder? Bin da aber auch nicht so drin. Es wirkt eben wie nichts Halbes und nichts Ganzes: Ein wenig Dialekt und Verschrobenheit, aber nicht so viel, dass man es nicht auch im Norden verstehen würde. Das verwässert alles irgendwie sehr, zumal man sich auch bei der Handlung nicht wirklich etwas traut.

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      • Was ich von meinen Eltern mitbekomme, geht es eigentlich nur um ein wenig Lokalkolorit (und um Proporz, weil jede Anstalt für gute Quoten sorgen will). Der Anspruch ist ja, Einblicke für ganz Deutschland in eine Region. Reisereportage mit Mordfall quasi. So verstehe ich den Tatort.
        Aber das Problem des Dialekts ist halt in der Tat, dass man es untertitelt bräuchte, wenn man es „richtig“ machen wollte. Dialekt ist ja mehr als lustige Aussprache.
        Dass die Story offenbar halbgar war, ist das eigentliche Drama.

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      • Reisereportage mit Mordfall. Klingt für mich deutlich attraktiver als das, was ich am Sonntagabend über mich habe ergehen lassen… 😉

        Ach, wegen den Dialekten sollen sich die Leute mal nicht so haben. Man muss es ja nicht übertreiben und mit ein wenig Übung geht das schon. Aber dann müsste eben auch die Geschichte interessant genug sein, damit die Zuschauer am Ball bleiben… 😀

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  2. Ja, du hast ja recht. Ich hatte am Anfang wirklich Hoffnung, dass die Folge etwas besser wird, weil der Beginn des Films richtig schön fotografiert war. Die Musik gefiel mir auch ganz gut. Aber dann… doch nur Einheitsbrei.

    Dazu kommt: Da die Hauptkommissare hochdeutsch sprechen, wirkten die fränggischen Nebenfiguren, allen voran Schatz, auf mich wie Kabarettisten. Das hat mich zwar immer wieder zum Schmunzeln gebracht, aber authentisch ist was anderes…

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    • Das haben wir ganz ähnlich wahrgenommen: Den Anfang fand ich auch noch gut und hatte Hoffnungen auf eine spannende und dramatische Geschichte. Danach aber? Ach nee. Und auch was den Dialekt angeht: Lieber alle ein wenig fränkisch und nicht ein paar so Klischeetypen – von denen ausgerechnet Matthias Egersdörfer, also Schatz, natürlich tatsächlich Kabarettist ist… 😉

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      • Ja, nach dem ersten Franken-Tatort habe ich das auch gelesen, dass Egersdörfer Kabarettist ist, aber das sollte man eigentlich nicht aus seiner Rolle rauslesen können – es sei denn, sie würden eine Tatort-Satire machen. Aber dazu fehlt dann der Witz. Das klappt ja vielleicht beim Münsteraner Tatort, aber hier…

        Ich verstehe auch nicht, warum sie aus dem Familiendrama (also dem initialen) nicht mehr gemacht haben, und statt dessen noch eine zweite Baustelle aufgemacht haben.

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      • Ich finde ja, er sticht nur so sehr heraus, da die zwei Ermittler so gezwungen hochdeutsch sprechen. Das hätte man viel besser lösen können. Humor und Drama funktionieren hier in der Kombination sowieso überhaupt nicht. Echt schade.

        Ganz genau, warum das Familiendrama so plötzlich fallen gelassen wurde, nachdem man es so bedeutungsschwanger aufgezogen hat, fand ich auch sehr seltsam. Nee, hat alles nicht so wirklich funktioniert.

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    • Als Kind bzw. Heranwachsender fand ich die toll, da ich bis 21:45 Uhr aufbleiben durfte. Aber da nimmt man ja alles mit… 😉

      Aus heutiger Sicht würde ich sagen: Du hast nichts verpasst. Allerdings gibt es auch unzählige andere Meinungen dazu.

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  3. So, etwas später auch meine Kritik:
    http://www.kino.vieraugen.com/tv/tatort-das-recht-sich-zu-sorgen/

    Kleiner Hinweis: Schauplatz ist u.a. das Institut für Anatomie (nicht Pathologie) der Universität Würzburg.

    Hast du eine Ahnung, wo die Wald- und Dorfszenen gedreht wurden, bullion?

    Auch wenn ich jetzt alles andere als ein „Tatort“-Experte bin, so würd ich sagen, dass dieser Beitrag selbst für biedere „Tatort“-Verhältnisse schwach war. Auf jeden Fall schwächer als der letzte „Frangn-Dadord“, „Der Himmel ist ein Platz auf Erden“ (April 2015).

    Man sollte deutsche Krimis jetzt aber nicht mit redundantem skandinavischen Serienkiller-Sadismus vergleichen, auch wenn die Krimis aus dem Norden natürlich immer sehr stimmungsvoll inszeniert sind.

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    • Da warst du ja noch drastischer in deiner Punktevergabe als ich. Du triffst den Punkt ziemlich genau auf den Kopf, auch was die wenigen positiven Aspekte angeht.

      Was die Drehorte angeht, so weiß ich nur dass das zweite, offene Gasthaus in Winkelhaid gedreht wurde – aber auch nur, weil ich ganz in der Nähe wohne. Die Waldszenen? Keine Ahnung, sah mir aber nach dem prototypischen fränkischen Urwald aus… 😉

      Ich finde übrigens schon, dass man beide Formate miteinander vergleichen kann. Sie zeigen beide Ermittlungsarbeit im Polizeiumfeld und stellen auch lassen uns auch einen Blick in das Privatleben der Ermittler werfen, geben einen Eindruck von der Umgebung und den Leuten. Das eine ist nur spannend und aufregend erzählt, das andere recht dröge. Es ist bestimmt nicht jeder Skandinavien-Krimi gelungen, doch in diesem Fall stinkt der „Tatort“ doch ziemlich dagegen ab.

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      • Dieser „Tatort“ stinkt leider gegen so ziemlich alles ab, das ist ja das Problem. Selbst für deutschen Krimi-Mief ist der schwach, auch wenn er ja eigentlich einen etwas anderen potenzielträchtigen, inhaltlichen Ansatz wählt.

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      • Diese Beschreibung trifft es wirlkich gut. Dabei hatte ich nach so ca. 10 Minuten noch gedacht, das könnte wirklich etwas werden. Naja, vielleicht beim dritten Versuch… 😉

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      • Ja, das war fast schon kunstvoll inszeniert und auch das abgeschiedene Setting hat Lust gemacht. Aber nein, da musste dann ja der Schädel kommen. Du hattest ja immerhin noch Würzburg als Setting… 😉

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      • Ja, das war eine Szene auf der Festung bzw. auf dem Festungsberg und wenige Außenaufnahmen um das Anatomie-Institut. Aber wie ich gelesen habe, sind beim Tatort generell, egal wo er spielt, die Locations im Endeffekt austauschbar.

        Ist eigentlich in Nürnberg das Polizeipräsidium wirklich neben dieser Kirche? Ich war zuletzt nicht in Nürnberg und weiß es nicht genau.

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      • Ja, die Locations sind tatsächlich nicht handlungsrelevant, aber ich finde es immer schön Schauplätze zu sehen, die ich auch in Wirklichkeit kenne.

        Ja, das Polizeipräsidium ist tatsächlich am Jakobsplatz. Nur die Innenaufnahmen fanden natürlich woanders statt… 😉

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      • Die Innenaufnahmen sind fast immer woanders. Wie bei „Game Of Thrones“ wo die Außenaufnahmen für King’s Landing in Kroatien bzw. Spanien gedreht werden und die Innenszenen in den Studios in Nordirland…

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      • Ja, ganz klar. Bei der Gaststätte passt innen und außen aber tatsächlich zusammen, auch wenn sie vom ursprünglichen Mordgasthof wohl weiter entfernt ist…

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