Das erstaunliche Leben des Walter Mitty – OT: The Secret Life of Walter Mitty (2013)

Manchmal funktionieren Filme, manchmal nicht. Obwohl mich damals schon der Trailer zu „Das erstaunliche Leben des Walter Mitty“ nicht überzeugen konnte, wollte ich dem Film aufgrund der größtenteils guten Kritiken dennoch eine Chance geben – schließlich konnte mich „Life of Pi“ vor zwei Jahren auch begeistern, obwohl ich den Trailer mies fand. Leider sollte es dieses Mal kein Happy End geben…

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Der Film versucht recht eindeutig ein Feel-Good-Movie in der Tradition eines „Forrest Gump“ zu sein. Anfangs dachte ich auch noch, es könnte ihm gelingen. Ben Stiller spielt den titelgebenden Walter Mitty wirklich überzeugend und die Inszenierung scheint perfekt. Für Tagträumer – kann ich mich doch selbst zu dieser Sorte Mensch zählen – habe ich zudem einiges übrig, insofern sollte „The Secret Life of Walter Mitty“ doch leichtes Spiel mit mir haben. Leider jedoch werden die Tagträume völlig überzogen als CGI-Schlachten dargestellt, was mich jedes Mal wieder aus dem Film gerissen hat. Den Kampf im Aufzug um Stretch Armstrong fand ich z.B. herrlich! Genau auf diesem Niveau hätten Mittys Tagträume bleiben müssen, doch nein! Da muss auf dem Asphalt quer durch New York City gesurft werden. Was für eine herbe Enttäuschung!

Als es für Walter auf Reisen ging, dachte ich zunächst alles würde besser werden. Es gab tolle Landschaftsaufnahmen und echt wirkende Charaktere. Doch auch hier wurde der CGI-Hai ausgepackt und auch Walters Entwicklung macht plötzlich Sprünge, die bei mir jegliche Suspension of Disbelief haben aussetzen lassen. Der Film hat wahrlich tolle Momente. Bei der mit der isländischen Band Of Monsters and Men unterlegten Ankunft in Island hatte ich beinahe eine Gänsehaut, doch mit der kurz darauf folgenden Skateboard-Szene musste man es wieder übertreiben. Zwar bekommt man Walters Geschichte erzählt (unangepasster Skateboarder, Tod des Vaters, Fast-Food-Karriere, Job beim LIFE-Magazin), doch transferiert sich seine Vergangenheit nicht auf seinen Charakter, geschweige denn wird für uns Zuschauer glaubwürdig greifbar.

Ich mag Ben Stiller und hatte zu Beginn wirklich große Hoffnungen für den Film, zumal mit Kristen Wiig und speziell Adam Scott (als fantastischer Bösewicht) ein paar tolle Nebendarsteller auftreten. Letztendlich konnte mich „Das erstaunliche Leben des Walter Mitty“ – trotz einiger mitreißender Szenen – emotional einfach nicht packen. Charaktere und Geschichte wirken zu unausgegoren und gehen im CGI-Overkill unter. Alles andere als ein schlechter Film, doch für mich letztendlich ein Sammelsurium nicht genutzter Chancen: 6/10 Punkte.

23 Gedanken zu “Das erstaunliche Leben des Walter Mitty – OT: The Secret Life of Walter Mitty (2013)

    • Ja, das waren auch meine Hauptkritikpunkte. Da wäre noch einiges mehr in Bezug auf Handlung und Aussage möglich gewesen. Die Tagträume dagegen waren wirklich zuviel des Guten. Schade, denn die Thematik wäre eigentlich genau mein Ding gewesen…

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  1. Ich habe den Film damals im Kino gesehen und war total begeistert – gerade von der isländischen Mannschaft und der Tatsache, dass Mitty endlich sein Leben in die Hand nimmt und etwas Gutes daraus macht. Aber ich gebe zu, dass er die eine oder andere Schwäche hat – würde ich ihn ein zweites Mal sehen, würde ich das Ganze vermutlich ein wenig andes sehen.

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    • Es ist ja auch schön, dass Filme nicht auf alle die gleiche Wirkung haben. Sonst hätte jeder die gleichen Liebesfilme und würde über die gleichen Gurken jammern. Insofern freue dich doch darüber, dass dich der Film packen konnte! Gerade bei solch emotional empfundenen Themen ist die Wirkung natürlich sehr subjektiv.

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      • Ich glaube aber auch, dass der Film auf einer Kinoleinwand einen anderen Effekt hat als im Heimkino. Vermutlich würde ich ihn auf DVD anders bewerten bzw. nicht mehr so großartig.
        Dass da oben soll natürlich Landschaft und nicht Mannschaft heißen – kommt davon, wenn man nebenbei den Fernseher laufen lässt^^

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      • Ja, im Kino wirkt der Film bestimmt noch einmal ganz anders. Er hat ja auch größtenteils wirklich exzellente Kritiken bekommen, d.h. vermutlich ist es einfach ein persönliches Problem, das ich mit dem Film habe… 😉

        Hehe, ja das hatte mit der Landschaft hatte ich angenommen – wer weiß was da für fesche Mannschaften bei dir im Fernsehen waren? 😀

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  2. Ich mochte den Trailer total und hatte deshalb vielleicht zu hohe Erwartungen. Wie du sagst, kein schlechter Film, vielleicht hat er mir sogar etwas besser gefallen als dir, aber den Erwartungen wirder sicher nicht gerecht. Schade, große Chance verschenkt, denn die Idee mag ich immer noch sehr.

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    • Das ist es genau: Die Idee fand ich auch famos! Weniger völlig übertriebene Tagträume, eine bodenständigere Inszenierung und eine bessere Charakterzeichnung hätten aus der Prämisse einen wirklich tollen Film entstehen lassen können. So war es leider zu unausgegoren in meinen Augen…

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  3. Ich hab ihn auch im Kino gesehen und kam danach mit einem Lächeln auf dem Gesicht wieder raus.
    Bei Fell-Good-Movies bin ich aber auch unkritischer und drücke gerne mal (unterbewusst) ein Auge zu, um eben den Feel-Good-Status zu erreichen.
    Und war die Soundtrack nicht auch gut? Kann mich nur noch vage erinnern…

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    • Normalerweise bin ich für solche Filme auch wirklich empfänglich, doch dieser hat mir mir einfach nicht so gezündet, wie ich es mir gewünscht hätte. Das größte Problem war für mich wohl mich emotional komplett darauf einlassen zu können, was mir durch das CGI und die mangelnde Charakterisierung verwehrt blieb.

      Der Soundtrack war klasse! Ich hatte ja oben schon geschrieben, dass mich der Einsatz von Of Monsters and Men in Island umgehauen hatte…

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  4. Da haben wir uns ja mal beide den selben Film ausgesucht.;) Ich hatte gesehen, dass du deine Kritik schon online hast, habe sie aber erst jetzt nach meinem Review gelesen.
    Ich kann dir nur zustimmen. Deine Punkte decken sich ziemlich genau mit meiner Wahrnehmung. Tolle Bilder, aber sonst eher wenig positives. Besonders der Plot hat mir überhaupt nicht gefallen und war auch schwer konstruiert.
    Ich hör jetzt nochmal den Soundtrack und ärgere mich über die unrunde Geschichte. 😉

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    • Nun auch noch einmal hier: Ich glaube mich hat gar nicht so sehr der konstruierte Plot gestört, als dass ich Mitty die Entwicklung bzw. seine Vergangenheit als Skater einfach nicht abgenommen habe. Hinzu kommt für mich das übertriebene CGI-Theater, das mich immer wieder aus dem Film gerissen hat. Ansonsten waren Soundtrack und Bilder aber toll, da kann ich dir nur zustimmen!

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  9. Danke für die gute und nachvollziehbare Rezension….jetzt kann ich besser einordnen woran ich bei dem Film bin, denn nach dem Trailer war mir das noch nicht so ganz klar. Werd dem Film aber wahrscheinlich mal eine Chance geben allein schon mal weil ich eigentlich nicht so viel für Ben Stiller übrig hab und doch gern mal in einer etwas anderen Rolle erleben würde…denn angeblich soll der Mann ja ganz gut schauspielern können ;-).

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    • Aber gerne doch. Freut mich, dass so auch einmal ältere Besprechungen gelesen werden… 🙂

      Ich mag Ben Stiller schon ziemlich, auch in seinen komischeren Rollen. Insofern hätte es der Film bei mir ziemlich leicht haben müssen, leider jedoch hat der Bombast viel zunichte gemacht. Sag mal Bescheid, wenn du ihn gesehen hast… 🙂

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      • Ja, ich freu mich immer wenn es zu einem älteren Film den ich noch nicht gesehen hab schon eine Rezension gibt….da weiß man dann besser was einen erwartet und ob sich ein Blick überhaupt lohnt ;-).

        Naja, ich kann leider nicht so wirklich viel mit ihm anfangen…find ihn einfach die meiste Zeit nicht witzig. Deswegen bin ich auch mal gespannt auf einen Film wo er eine etwas trgischere und ernstere Rolle spielt.

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      • Das ist ja auch irgendwie der Sinn von Filmblogs. Zumindest ich stöbere gerne bei den üblichen Verdächtigen, deren Meinung ich schon einschätzen kann, ob sie einen Film, den ich sehen will, schon besprochen haben.

        Was Herrn Stiller angeht, kann ich mir gut vorstellen, dass dir zumindest sein Schauspiel hier ganz gut gefallen dürfte… 🙂

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      • Ja eh, aber nachdem ich noch nicht allzu lange dabei bin vergess ich manchmal einfach darauf bei anderen in der Suchfunktion der unterschiedlichen Blogs nach älteren Rezensionen zu suchen….deswegen bin ich immer so froh wenn mir jemand gleich den Link zu seinem Beitrag schickt ;-).

        Na dann bin ich schon mal gespannt auf seine Darbietung 😉

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