Europa Report (2013)

Durch eine Besprechung von Flo Lieb wurde ich auf den Film „Europa Report“ aufmerksam. Auch wenn seine Kritik ziemlich vernichtend war, so hat das Setting doch eine ziemliche Faszination auf mich ausgeübt – zumindest genug, um selbst einmal reinschauen zu wollen. Ob meine Kritik wohlwollender ausfällt, erfahrt ihr in der folgenden Besprechung…

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Zunächst einmal fällt der Film durch seine formalen Aspekte aus dem Rahmen. Im Grunde handelt es sich wohl um einen Beitrag zum Found-Footage-Kino, das in den letzten Jahren – und spätestens mit „Cloverfield“ – unerwartet populär geworden ist. Allerdings verzichtet „Eurpoa Report“ größtenteils auf die für diesen Inszenierungsstil typische Wackelkamera und fängt das Geschehen durch stationäre Aufnahmen aus Überwachungskameras ein. Zu Beginn konnte ich mich damit nicht so recht anfreunden, was auch an den scheinbar willkürlich gewählten Zeitsprüngen lag, welche die Orientierung zusätzlich erschwerten. Nach ca. einer halben Stunde war ich dann aber in der Handlung, deren Atmosphäre mit fortschreitender Dauer tatsächlich durch den Inszenierungsstil unterstützt wurde.

Man sollte nicht den Fehler machen und „Europa Report“ mit „2001: A Space Odyssey“, „Gravity“ oder vermutlich auch dem aktuell laufenden „Interstellar“ zu vergleichen – selbst wenn es eine thematische Verwandtschaft gibt. Sebastián Corderos Weltraumabenteuer ist Low-Budget-Sci-Fi, die den Zuschauer mit auf eine langsam und ruhig erzählte Reise nimmt. Gegen Ende werden dann sogar noch Erinnerungen an James Camerons großartigen „The Abyss“ wach. Die Atmosphäre ist teils sehr beklemmend, was durch die realistische Anmutung unterstützt wird.

Wer gerne Science-Fiction-Filme schaut, nicht immer Action benötigt und auch nur ein wenig mit Found-Footage anfangen kann, der kann tatsächlich Spaß mit „Europa Report“ haben – wobei Spaß vermutlich der falsche Ausdruck ist. Ich fand den Film faszinierend, teils bedrückend und mitreißend. Mit ein wenig mehr Gespür für Montage und Dramaturgie, hätte daraus durchaus ein kleiner Genreklassiker entstehen können: 7/10 Punkte.

21 Gedanken zu “Europa Report (2013)

  1. Wohoo! Verlinkt auf einem der Top Blogs Deutschlands mit im Schnitt 30 Kommentaren pro Post (so viele wie bei mir aufs Jahr gerechnet) *truffle shuffle*

    Da haut Bullion mal locker flockig aus der Hüfte die doppelte Wertung mir gegenüber raus 🙂 (dabei ist dein Satz Wer gerne Science-Fiction-Filme schaut, nicht immer Action benötigt auf mich eigentlich zutreffend).

    Ich würde allerdings – man möge es mir verzeihen – dennoch den Film mit INTERSTELLAR vergleichen. Beide Filmen sind vollkommen unoriginell – der eine eben mit kleinem und der andere mit großem Budget.

    Meiner einer bemerke allgemein den bedauernswerten Zustand des Kinos, das scheinbar nichts mehr zu erzählen weiß. „Zum Glück“ (aus anderer Perspektive) scheint das jedoch nur mich zu betreffen.

    Aber freut mich, dass du dem hier etwas abgewinnen konntest (vielleicht sogar dem – wie so oft – verschenkten 3D?).

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    • Hehe, danke für den Truffe Shuffle – der zaubert doch immer ein Lächeln auf meine Lippen! Davon abgesehen stammt mindestens die Hälfte dieser Kommentare von mir selbst und mit deinen Texten erreichst du über Engagements, wie Manifest oder Evolver, garantiert eine höhere Reichweite. Ich mache das ja nur für mein Privatvergnügen… 😉

      Was den Film angeht, so kann ich deine Kritikpunkte nun sehr gut nachvollziehen, doch mich hat der Film wohl dennoch einfach mehr gepackt – und das obwohl ich ebenso Probleme mit der seltsamen Chronologie der Ereignisse hatte. Zu „Interstellar“ kann ich den Vergleich noch nicht ziehen, erhoffe mir von diesem jedoch weit mehr Emotionen. Dagegen war „Europa Report“ für mich eher sachlich, eben ein Report der Ereignisse auf Europa One.

      3D steht mir zu Hause nicht zur Verfügung, zudem glaube ich auch, dass dies für mich bei dem Film aufgrund der teils doch hohen Schnittfrequenz und Video-Störungen abträglich gewesen wäre.

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  2. Hatte ich ja ganz vergessen, dass ich den Film mal auf der Liste hatte. Deine Wertung klingt eigentich ganz gut, vor allem der erste Satz im letzten Absatz lässt durchaus hoffen. Wird wieder auf die Liste genommen…

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  3. „Bei knapp 6 Euro für die Steelbook-Blu-ray kann man den wirklich mitnehmen, sollte allerdings nicht allzu viel erwarten. Spart auch Zeit, weil er nach nicht mal 90 Minuten durch ist.“

    Aus: Captain Inishmores preiswerte Tipps zur Weltallerkundung, Band I

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    • Hehe, da lesen wir wohl den gleichen Einkaufsführer. Auch ich konnte dem Angebot nicht widerstehen, zumal ich den Film (siehe oben) sowieso schon länger auf dem Radar hatte. Auch deiner Einschätzung kann ich grob zustimmen. Die 90 Minuten empfand ich auch als sehr angenehm, zumal der Inszenierungsstil auch ein wenig anstrengend ist.

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  4. Wenn man sich drauf einlassen kann, dann hat man durchaus Spaß mit dem Film. Die stationären Cams fand ich sogar wirklich gut gemacht. Kommt bei mir auch so in dem Dreh von 7 Punkten weg.
    Fand „Europa Report“ sogar noch einen Tacken besser als den neueren „The Last Days on Mars“ mit Liev Schreiber, auch weil ER sehr viel subtiler ist.

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