Texas Chainsaw Massacre (2003)

Da die DVD nun schon seit Jahren auf ihren großen Auftritt wartet, habe ich mir heute endlich einmal Michael Bays Remake von Tobe Hoopers „Texas Chainsaw Massacre“ angesehen. Eine durchaus interessante Erfahrung, besonders wenn ich die Wirkung des Films mit der des Originals vergleiche.

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Ich kann nicht sagen, dass Tobe Hoopers Horrorklassiker zu meinen Genrefavoriten zählt – dafür kenne ich ihn zu wenig. Ich sah den Film damals auf einem Videoabend. Ein verrauschtes VHS-Band zeigte uns die verstörenden Bilder eines Films mit dem wunderbaren deutschen Titel „Blutgericht in Texas“ – ein Titel, der entsprechende Erwartungen schürte. Letztendlich wurde der Film sehr gemischt aufgenommen. Die meisten fanden ihn zu langweilig und überhaupt zu altmodisch. Ich jedoch war überrascht, wie stark mich der psychologische Horror dieses kleinen Filmchens mitgenommen hatte.

Etliche Jahre und unzählige Horrorfilme später kann ich mich immer noch gut an bestimmte Szenen erinnern. Szenen, die ich mit größter Spannung auch im Remake erwartet hatte – sie kamen jedoch nicht. Alles was den Film inhaltlich so beängstigend machte (u.a. die verstörte Famile, das Ritual am Essenstisch) wurde nicht mit in die 2003er Version hinüber gerettet. Was also bleibt? Ein 08/15-Slasher. Nur eben mit Kettensäge.

War Tobe Hoopers 1974er Film wie eine Dokumentation aufgezogen und hat in verwackelten Handkamerabildern das Grauen unmittelbar eingefangen, so ist Marcus Nispels Adaption der Geschichte typisch Hollywood. Man muss sich nur einmal das Bild der Hauptfiguren (siehe oben) ansehen und schon bekommt man einen guten Eindruck von der Optik des Films: Durchtrainierte, schwitzende Körper in Jeanswerbung-Ästhetik. Ebenso werden die Schauplätze dargestellt. Alles ist dreckig und ekelhaft, aber eben überstilisiert. Vom Licht, über die Kamera bis hin zum Setdesign. Da ist nichts dem Zufall überlassen. Perfektes gestyltes Grauen.

Ich kann nicht behaupten, dass diese durchkomponierten Bilder keinen Eindruck auf mich gemacht haben. Wie Jessica Biel in atmosphärischem Licht durch den Wald rennt hat durchaus Schauwerte. Selbst die abstoßenden Bilder haben eine gewisse Ästhetik, der man durchaus gerne zusieht – und genau das ist das Problem: Bei Tobe Hoopers Original wollte man wegsehen, weil man den Terror kaum noch ertragen konnte. Hier? Sicher! Zeigt mir ruhig mehr davon! Nur leider bleibt gerade aufgrund der ansprechenden Bilder der Horror völlig auf der Strecke.

Letztendlich hat Marcus Nispel mit seiner Interpretation von „Texas Chainsaw Massacre“ einen durchaus brauchbaren Film geschaffen. Man sollte nur in keinster Weise einen Vergleich zum Original ziehen – weder inhaltlich noch ästhetisch. Einzig die perfekte Besetzung von R. Lee Ermey als sadistischer Sheriff weiß so etwas wie Unbehagen zu erzeugen. Horrorfans, Freunde von schönen Bildern sowie Jungs die nicht genug von Jessica Biel in nassen T-Shirts bekommen können dürfen ruhig einmal einen Blick riskieren: 5/10 Punkte.

13 Gedanken zu “Texas Chainsaw Massacre (2003)

  1. Hmm…ganz ehrlich? 🙂 . Ich fand den Film damals derart beschissen. Und ich habe den Vergleich zum grandiosen Original gezogen, was wohl anscheinend falsch war. Aber auch so ist Nispels Machwerk bestensfalls Genremassenware. Wie du es so schön geschrieben hast, typisch Hollywood eben. Das sagt bereits alles über den Streifen aus. Und bedingt durch meine natürlich Abneigung gegen Jessica Biel, die sieht doch auch potthässlich aus, was haben die immer alle 😦 , hab ich den Film damals mehr als zerissen 🙂 .

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  2. Gut, ich bin kein großer Horror-Fan, weil’s mich doch zu sehr aufregt und die Bilder immer eine Weile im Kopf hängen bleiben, was mir nicht gefällt. Deshalb habe ich auch das Original nicht gesehen und kann nichts dazu sagen. Aber wie es der Zufall will, hatte ich die DVD dieses Remakes vor einigen Wochen auch da und habe versucht, mir den Film anzuschauen. Während ich einige Sachen durchaus noch gut und beängstigend gemacht fand (das Mädchen, welches sich in dem kleine Bus erschießt), war mir anderes schlichtweg zu abstoßend. Dazwischen kommt dann auch meiner Meinung nach gepflegte Langweile auf. Ziemlich schnell hatte ich den Faden und dann die Lust verloren, so dass ich erst die Ekelszenen und dann auch die langweiligen Szenen dazwischen übersrprungen habe. Einziger Grund, tatsächlich noch mal ein paar Szenen zu schauen, war eine blutjunge Jessica Biel (rrrrrr! 😉 ). Ansonsten geht der Daumen klar nach unten.

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  3. @ The-Duke: Ja, dass der Film bei Fans des Originals schlecht wegkommt dachte ich mir schon. Ich komme dennoch nicht umhin, Nispels Bildwelt zu bewundern – wenngleich deren aalglatte Perfektion in Bezug auf den Inhalt des Films fast schon pervers erscheint. Dein Argument bezüglich Jessica Biel kann ich nicht nachvollziehen, aber das ist natürlich Geschmackssache… 😉

    @ thwidra: Was schaust du dir auch einen Film mit dem Titel „Texas Chainsaw Massacre“ an, wenn du Horrorfilme nicht magst!? 😉

    Dein Problem mit den abstoßenden Szenen verstehe ich aber. Gerade weil diese eben zur Langweile beigetragen haben. Das Original war hier weit weniger explizit, hat aber durch einige psychologisch harte Szenen deutlich mehr Grauen erzeugt. Insgesamt einfach zu unausgewogen, wobei ich den visuellen Ansatz der Hollywood-Ästhetik gar nicht so uninteressant fand – hat aber nicht wirklich funktioniert.

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  4. Das die Ästhetik stimmt, da geb ich dir Recht. War bei „Pathfinder“ auch schon so, dass das alles recht stimmig herüber kam und auch einen gewissen Reiz ausübt. Aber dennoch sind beide Filme wenn man sie auseinandernimmt nicht wirklich der Bringer. Allein schon die Tatsache, dass der “ Schwache“ der Gruppe im Original ein Rollstuhfahrer war und nun im Remake das Aussehen eines nerdigen Computerheinis besitzt, spricht Bände.

    Und mit Jessica Biel….naja…is eben wirklich Geschmackssache 🙂

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  5. Nispels TCM ist ja auch weit davon entfernt ein guter Film zu sein. Für mich insgesamt ein durchschnittlicher Streifen, der – wenn man es genau betrachtet – einfach unnötig war. Aber welches Remake ist das nicht?

    „Pathfinder“ kenne ich übrigens nicht. Die Wikingerthematik finde ich aber einigermaßen verlockend – doch in dieser Hinsicht werde ich wohl erst einmal Bob Zemeckis „Beowulf“ eine Chance geben…

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  6. @bullion: Ich hatte vor einigen Wochen eine kleine Horrorphase, wo ich dachte, ich müsste mir mal ein paar halbwegs aktuelle Filme aus dem Genre anschauen. An das meiste kann ich mich gar nicht mehr auf Anhieb erinnern, weil es alles nicht das wahre war. Ganz nett fand ich aber darunter The Ring mit Naomi Watts. Den habe ich dann auch von Anfang bis Ende durchgehalten. Aber insgesamt ist das Horrorgenre nicht mein Ding.

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  7. Das Horrorgenre an sich ist auch etwas weit gefasst. „The Ring“ geht schon eher in die Richtung Gruselfilm, wenngleich dieser auch eher auf den blanken Effekt setzt. Ich könnte mir vorstellen, dass du bei Filmen, wie z.B. „The Others“ oder „Schatten der Wahrheit“ besser aufgehoben wärst. Von den härteren Filmen könnte ich dir beim nächsten Ausflug noch „Saw“ – aber bitte nur den ersten Teil – sowie „The Descent“ ans Herz legen.

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  8. „Schatten der Wahrheit“ mit Harrison Ford und Michelle Pfeiffer? Den habe ich schon gesehen und das ist für mich bald mehr ein Thriller gewesen. Der war tatsächlich ganz annehmbar, obwohl ich mir diesen Film vermutlich auch kein zweites mal anschauen werde.

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  9. Ja, genau den meine ich. Geht tatsächlich eher in die Richtung Mysterythriller, wenngleich ich dieses Subgenre durchaus unter Horror einordnen würde. Wie so oft in dem Bereich wirkt der Film tatsächlich nur bei der Erstsichtung überzeugend.

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