Der letzte Kuss – OT: The Last Kiss

Nach Zack Braffs überragendem „Garden State“ konnte ich kaum noch seinen nächten Film erwarten. Schließlich kam der Trailer zu „The Last Kiss“ und ich war ziemlich begeistert. Jedoch habe ich zugleich erfahren, dass Braff hier nur Darsteller ist, was die Vorfreude doch etwas getrübt hat. Glücklicherweise hat er sich zudem um den Soundtrack gekümmert, der bereits bei „Garden State“ ganz großes Kino gewesen ist – und auch in anderen Dingen kann „The Last Kiss“ an Braffs Regiedebut anknüpfen.

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„The Last Kiss“ ist das Remake eines italienischen Films. Normalerweise stehe ich Remakes eher skeptisch gegenüber, da sie nur selten Neues zu einer bekannten Thematik hinzufügen können (siehe „Vanilla Sky“ o.ä.) – doch ohne Kenntnis des Originals konnte ich „The Last Kiss“ gestern unbeschwert genießen. Betrachtet man „Garden State“ als Märchen über das Erwachsenwerden, so ist dieser Film eher die ungeschönte Realität. Es geht um Probleme, Beziehungsängste und Fehler die begangen werden. Trotz heiterer Momente ist der Grundton des Films eher ernst – aber nicht schwermütig.

Ich denke jeder, der so langsam aber sicher auf die 30 zugeht kann sich sehr gut mit Braffs Charakter identiffizieren. Das Leben wird plötzlich so ernst. So bedeutsam. Es müssen wichtige Entscheidungen getroffen werden. Ich selbst kann diese Angst vor der eigenen Zukunft ziemlich gut nachvollziehen – und ich denke hier liegt die wahre Stärke des Films. Zumindest mir war ein verständnisvolles Mitfühlen möglich. Zumindest bis zu einem gewissen Punkt.

Michael (Zack Braff) stürzt sich in ein Abenteuer, von dem er selbst weiß, dass es falsch ist. Hier wird auch kein Rückzieher gemacht: Im Film geschieht das, was man in der eigenen Realität wohl nicht so leichtfertig machen würde. Ich zumindest nicht. Auch wieder eine Stärke des Films. Es gibt bestimmt viele Menschen – vielleicht besonders Männer – die in einer solchen Situation ähnlich reagieren würden. Doch der Film funktioniert auch für Zuschauer, die nicht über die zweifelnden Gedanken hinauskommen. Der Film zeigt wie es weitergehen könnte. Dass nicht jede getroffene Entscheidung richtig ist. Dass es häufig kein zurück gibt, das Leben jedoch immer seinen Lauf nimmt. Diese Umstände zeigen sich nicht nur im Haupterzählstrang, sondern finden ihre Entsprechung auch in den Geschichten der besten Freunde.

Das Ende des Films lässt den Zuschauer schließlich selbst mit einer Entscheidung zurück: Wie wird es für Michael und Jenna weitergehen? Wird sie ihm verzeihen? Wenn ja, wird es wirklich sein letzter Fehltritt gewesen sein? Das Ende kommt plötzlich und ist dennoch die einzig konsequente Lösung, wie der Film enden kann.

„The Last Kiss“ ist ein schöner, lustiger und teils trauriger Film. Ich konnte mit den Figuren über große Teile wirklich mitfühlen und auch die Bereiche die mir fremd waren, konnten mich auf der Leinwand überzeugen. A propos überzeugen: Die Wahl der Darsteller – allen voran Zack Braff – fand ich ausgezeichnet. Sehr glaubwürdig und sympathisch. Der visuelle Stil ist zurückhaltend und doch effektiv und sehr passend. Der Soundtrack ist zudem wieder einmal mehr als gelungen. Eine wahrlich gelungene Auswahl!

Insgesamt ist „The Last Kiss“ ein wirklich interessanter und schöner Film über die dunklere, aber nicht hoffnungslose Seite von Beziehungen. Zwar nicht so magisch und 100%ig einen Nerv bei mir treffend wie „Garden State“, aber dennoch besser als die meisten anderen sogenannten romantischen Komödien: 8/10 Punkte.

9 Gedanken zu “Der letzte Kuss – OT: The Last Kiss

  1. Der Soundtrack ist wirklich toll, werde ich mir bestimmt bald zulegen.

    Insgesamt sind wir uns ja ziemlich einig, wirklich ein schöner, sehenswerter Film. Die männlichen Rollen haben mir insgesamt besser gefallen als die weiblichen, da diese noch etwas eher in Richtungg Stereotype gingen. Ausnahme war da für mich Blythe Danner.

    Das Ende fand ich ebenfalls sehr schön und passend.

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  2. Dann möchte ich dir nun wirklich „Garden State“ ans Herz legen. Doch da war dann wieder das Problem des fehlenden DVD-Players… 😉

    Aber da du zumindest einen CD-Player zu besitzen scheinst und für den Fall, dass du dich am Soundtrack von „The Last Kiss“ satt gehört hast: Auch der Soundtrack zu „Garden State“ ist wunderschön (und dreht sich immer noch mindestens einmal in der Woche in der Anlage).

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  3. Ich besitze vor allem einen Ipod 🙂 Wenn „Garden State“ mal im Fernsehen läuft, nehme ich ihn mir garantiert auf. Und wenn ich ihn dann in der Fernsehzeitschrift erblicke, freue ich mich immer sehr. Diese Freude könnte ein simples DVD-aus-dem-Regal-holen eben nicht bei mir auslösen.

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  4. Du hast keinen DVD-Player, ich keinen Ipod. Schon ist es wieder ausgeglichen.

    Meine Freude beim DVD-aus-dem-Regal-holen ist meist auch nicht soo groß, dafür ist sie dann bei der Sichtung umso größer. Kann natürlich auch daran liegen, dass bei meinem TV das DVD-Bild so viel besser ist, als das verrauschte Signal, das sich durch meinen analogen Receiver zum Fernseher kämpft. 😉

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  5. Den habe ich nicht so gut in Erinnerung. Allerdings war das nach der ersten Sichtung von Garden State ganz ähnlich… Vielleicht muss ich The Last Kiss eben auch noch eine zweite Chance einräumen.

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    • Ist ja lustig, dass nun Kommentare zu diesem alten (immerhin bereits 2006 geschrieben) Artikel auftauchen. Anscheinend hat sich das RSS-Feed irgendwie zu Wort gemeldet. Freut mich aber natürlich! 🙂

      „The Last Kiss“ reizt mich nach 6 Jahren noch nicht wirklich für eine Wiederholungssichtung. Dann lieber noch einmal „Garden State“.

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  6. Pingback: Top 10 Soundtracks & Original Scores | Tonight is gonna be a large one.

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